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‚Mast‘-Kanninchen in Schmelz unter schlimmsten Bedingungen gehalten

  • 2. Dezember 2022

Im Oktober wurden PETA wiederholt Fotos und Videos von Kaninchen in engen, kotverschmutzten Gitterboxen zugespielt. Die Aufnahmen stammen von einem Grundstück in Schmelz (Landkreis Saarlouis), das offenbar als Zuchtstätte für sogenannte Mastkaninchen genutzt wird. In den kleinen Boxen haben die sensiblen Fluchttiere keinen Rückzugsort und können sich nicht ausreichend bewegen. Durch den ständigen Kontakt mit eigenen Ausscheidungen und verschimmelten Wasserspendern sind sie außerdem einer hohen Krankheitsgefahr ausgesetzt. Für die Kaninchen bedeutet das enormen Stress und tägliches Leid. Da diese Haltungsbedingungen die Vorgaben der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung bei weitem unterschreiten, hat PETA Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Saarbrücken erstattet und sich mehrmals an das Landesamt für Verbraucherschutz Saarland gewendet. Von dem Veterinäramt kam bisher keine Rückmeldung. Nun fordert die Tierrechtsorganisation das Amt nochmals nachdrücklich auf, zum Schutz der Tiere einzuschreiten.

 Eingesperrtes Kaninchen in Schmelz mit Exkrementen an den Pfoten. / © PETA Deutschland e.V.

„Die Kaninchen in Schmelz brauchen dringend Hilfe. Sie leiden in der Haltung Tag für Tag massiv“, so Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Wir fordern, dass die vernachlässigten Tiere umgehend in eine tiergerechte Haltung übergeben werden. Die zuständigen Behörden dürfen nicht länger wegsehen. Der Tierhalter muss für diese Tierquälerei von der Staatsanwaltschaft Saarbrücken mit aller zulässigen Härte bestraft werden.“

 Verschmutzte und verschimmelte Trinkflaschen können zu Durchfallerkrankungen führen. / © PETA Deutschland e.V.

Willkürlicher Rechtsschutz
Kaninchen sind ebenso fähig, Stress, Freude und Leid zu empfinden wie Hunde oder Katzen. Trotzdem sind sie hierzulande die einzige Art, für die je nach menschlichem „Nutzungszweck“ unterschiedliche Haltungsvorgaben gelten. Während manchen Kaninchen in der sogenannten Heimtierhaltung mehr Recht auf Bewegung und Platz zusteht, haben „Zucht-“ und „Mastkaninchen“ kaum Anspruch auf ein unversehrtes Leben, ausreichend Auslauf und Schutzmöglichkeiten. Dies führt dazu, dass die für die Zucht oder die Mast gehaltenen Tiere immer ein Leben lang leiden. Jedes Jahr werden in Deutschland rund 30 Millionen Kaninchen geschlachtet und 41.000 Tonnen Kaninchenfleisch verzehrt. Die Hälfte dieses Fleisches kommt aus Deutschland, der Rest aus Ländern wie China, Frankreich oder Ungarn.

Kleintiere mit großen Haltungsanforderungen
Kaninchen leben in Familiengruppen von zwei bis fünf weiblichen Tieren und einem Männchen und finden Rückzug in Bauten und Höhlen. Ihr Tagesrhythmus wird durch enge soziale Beziehungen, gemeinsames Ruhen und Bewegen, soziale Körperpflege sowie 60 bis 90 Mahlzeiten pro Tag bestimmt. Eine tiergerechte Kaninchenhaltung ist eine Gruppenhaltung im großzügig eingerichteten Stall mit Weideauslauf. Das Gehege muss groß genug sein, dass die Bewohner frei hoppeln, Haken schlagen und sich aus dem Weg gehen können. Handelsübliche Käfige reichen für die Kaninchenhaltung niemals aus. Um Spannungen zu vermeiden, sollte der Stall zudem in unterschiedliche Bereiche strukturiert sein – zur Ruhe, Nahrungsaufnahme und dem Rückzug. Außerdem muss dafür gesorgt werden, dass die Tiere nicht mehr als unvermeidbar mit Harn und Kot in Berührung kommen. Als Nahrung benötigen Kaninchen Heu, Grünfutter, Obst und Gemüse. Zusätzlich brauchen sie Objekte zum Benagen, wie Äste und Rindenstücke. Zu große Kaninchengruppen auf zu wenig Platz führen in der Regel zu Spannungen, aggressiven Auseinandersetzungen, Schwanzbeißen, endlosem Kreisen um die eigene Körperachse, plötzlichen Aktivitätsschüben, Unruhe und vor allem Leid.

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