Pforzheim/Saarlouis. Es war in jeder Hinsicht ein besonderer Samstag-Abend für Philipp Kessler und seine Jungs: Der erste Auswärtssieg der Saison (27:28/15:17) machte den Coach „überglücklich“ und stolz auf Moral und Einsatzwillen seiner Mannschaft – und das ohne den verletzten Tom Paetow und den Top-Torschützen der Liga, Tommy Wirtz (musste zur Beerdigung eines guten Freundes). Wieder gab es in einem „Spiel auf Augenhöhe“ die Entscheidung erst in allerletzter Minute. Und nach dem Jubel auf der Platte über zwei ganz richtungsweisende Punkte gab es noch den ärgerlichen „Wermutstropfen“ des Abends: Unbekannte Täter hatten offenbar versucht, in den Teambus der HGS einzubrechen, dabei das Pneumatik-System des Busses entleert und schließlich noch das Kennzeichen geklaut. Die Heimfahrt der Saarländer verzögerte sich dadurch um mehrere Stunden.
Es war ein heißes Kampfspiel, das sich die beiden ersatzgeschwächten Teams über die gesamten 60 Minuten lieferten. Die Entscheidung gab es dann erst in der langen Schlussminute (mit zwei Auszeiten). Linksaussen Fabian Dykta glich, nachdem Marcel Becker Saarlouis mit seinem zehnten Treffer mit 26:27 in Front gebracht hatte, zum 27:27 aus. Noch 60 Sekunden auf der Hallenuhr. Die 320 Zuschauer in der Bertha-Benz Halle hält es nicht mehr auf ihren Plätzen. Philipp Kessler legt den grünen Auszeit-Karton auf den Zeitnehmer-Tisch. Noch 37 Sekunden Spielzeit bleiben. Der „Mann des Tages“ im grünen Trikot will (wie schon letztes Wochenende) die Entscheidung. Marcel Becker zieht zur Mitte, steigt und zimmert das Leder in die lange, linke obere Ecke: 27:28. Noch 19 Sekunden, Auszeit TGS Pforzheim. Noch ist das Unentschieden möglich. Und die TGS kommt nochmal zu einer finalen Chance. Sie spielen ihren Rechtsaussen Marco Kikillus frei. Der hat einen guten Winkel, aber Patrick Schulz im Gäste-Kasten pariert. Noch sieben Sekunden und offene Manndeckung, doch Saarlouis spielt das runter und fährt damit den Auswärtssieg ein.
Es war kein Handball-Leckerbissen („Das können wir viel besser.“, so Kessler), was beide Team da geboten hatten, aber es war hochspannend. Saarlouis hatte gegen Raphael Blum (11 Tore), den linken Rückraum-Kanonier der TGS, überhaupt kein Mittel bis der knapp zehn Minuten vor dem Ende nach der dritten Zwei-Minuten-Strafe vorzeitig zum Duschen geschickt wurde. Die TGS Pforzheim fand auf der anderen Seite nie eine richtige Gegenwehr gegen den überragenden Torschützen der Saarländer, Marcel Becker (11 Tore).
Der Rest ist schnell erzählt: Nach einer ausgeglichenen Anfangs-Viertelstunde war die HGS nach einem „Hattrick“ von Blum mit drei Toren hinten (11:8) und bei den Gästen kam Darius Jonczyk für Pat Schulz in den Kasten. Der fand auch ganz gut in die Partie und Becker, Kurotschkin und Grgic drehten das Spiel mit einem 5:0-Lauf in die 12:14-Führung (22. Min.). Beim Pausenpfiff hielt die Zwei-Tore-Führung an.
Auch nach dem Seitenwechsel blieben die Saarländer zunächst vorne, ohne sich allerdings weiter absetzen zu können. Und die Gastgeber standen jetzt in der Abwehr kompakter, nutzten vorne ihre Chancen und gingen nach 45 Minuten ihrerseits wieder in Führung (22:21). Jetzt rannten die Gäste „hinterher“, ließen sich aber auch nicht abschütteln. Acht Minuten vor dem Ende bringt Kapitän Philipp Leist mit einem langen Ball ins leere Tor die Saarländer wieder in Front (24:25) und letztlich auf die Siegerstraße in der oben geschilderten dramatischen Schlussminute.
HGS-Coach Philipp Kessler hofft nun, dass diese beiden Punkte „uns den Kick geben für die nächsten Spiele“. Und dann sind Tommy Wirtz und wohl auch Tom Paetow wieder mit an Bord, wenn am kommenden Samstag Friesenheim/Hochdorf in die Stadtgartenhalle kommt.
Statistik HGS: Schulz 4 Paraden, Jonczyk 7 Paraden, Becker 11, Hüller 4, Leist 4/1, Rastoder 2, Walz 2, Kurotschkin 2, Grgic 1, Noh 1, Thierry 1.
Statistik TGS: Blum 11, Spuk 4, Herrmann 4/3, Soos 3, Kikillus 2, Dykta 2, Salzseeler 1.
Siebenmeter: HGS 1/2, TGS 3/3
Zeitstrafen in Minuten: HGS 10, TGS 8 (rote Karte Kurotschkin, 45./ Blum 3×2 Min., 51.)
Zuschauer: 320